Diese Fragen nach dem ‚wer bin ich?‘, ‚wo komme ich her?‘ und ‚was für Erfahrungen bringe ich aus früheren Leben mit?‘ haben mich schon immer zutiefst beschäftigt.
So habe ich mich – als Astrologin, die ich inzwischen geworden bin – diesen Themen vom Blickwinkel eines Geburtshoroskopes (Radix) her genähert.
Eines ist ganz sicher: es steht nicht in einem Radix geschrieben, wer wir waren oder besser gesagt, wen wir verkörpert haben, ob Mann oder Frau, ob arm oder reich, berühmt oder ‚graue Maus‘, sondern eben eher die Erfahrungen, die wir aus karmischer Sicht machen wollten und wollen. Denn was hilft es uns schon, zu wissen – auch wenn es stimmen sollte – , die Berühmtheit XY gewesen zu sein? Meiner Erfahrung nach ist dies eher behindernd als förderlich für unsere Entwicklung. Das Leben jetzt, wie wir gerade unterwegs sind, birgt sowieso alle Chancen und Möglichkeiten in sich und ist deshalb so viel zentraler.
Karma ist dabei nicht als unentrinnbares Schicksalsgesetz zu verstehen, sondern als universelles Gesetz, daß jede Ursache, die ich setzte, die Verantwortung für deren Wirkung mit sich bringt. In der Physik ist es ja schon lange bekannt, daß Energie sich nur transformiert und nie verlorengeht. Und so ist es auch im Feinstofflichen – oder eher umgekehrt, weil es im Feinstofflichen so ist, ist es auch im Physischen so.
Denn uns bleibt immer der ‚freie Wille‘, mit dem wir entscheiden können, wie wir auf eine bestimmte Situation reagieren.
Auf die Astrologie bezogen, verstehe ich das Radix als unser ganz persönliches Sternentor, in das wir in dieses Leben eintreten. Darin sind nun die Grundkonstitution unseres Körpers und die Grundzüge unseres Charakters festgelegt, die schon durch die Gewichtung der Elemente aussagekräftig werden: feurig-impulsiv, wässrig-fließend, luftig-leicht oder erdig-praktisch in allen Mischformen und Verhältnissen, die vorstellbar sind. (siehe auch meine Artikelserie über den Mond in den Elementen hier auf dem Blog).
Und außerdem sind in diesem Sternentor ein ganzer Tisch voller ‚Geschenke‘ enthalten. Da gibt es vielleicht sehr schön verpackte, die wir sehr gerne auspacken. Das sind unsere Potentiale, die wir mitbringen. Und dann gibt es aber auch solche, bei denen wir uns überwinden müßen, sie überhaupt anzufassen. Diese Geschenke enthalten Herausforderungen und zeigen sich in schwierigen Planeten-Konstellationen, die aber allermeistens einen äußerst kostbaren Inhalt freigeben. Denn einmal in unser Selbstbild und Persönlichkeit integriert, können gerade spannungsreiche Aspekte große Qualitäten zu Tage fördern.
Ein grandioses Beispiel dafür ist Mahatma Gandhi. Er hatte ein sehr feuriges, hitziges, kriegerisches Horoskop mit einigen spannungsreichen Aspekten, die durchaus ein Gewaltpotential haben. Und was hat er daraus gemacht? Er ist einer der größten Friedensbotschafter der Welt geworden!
Es ist und bleibt immer unsere Entscheidung, ob und wenn wie tief wir unser Potential und auch unsere Schatten ergründen wollen, inwieweit wir die mitgebrachten ‚Geschenke‘ auspacken wollen.
Was steht nun davon in unserem Geburtshoroskop?
Themen wie ‚wie gehe ich mit meiner persönlichen Macht um‘ (Pluto), setzte ich sie konstruktiv zum Wohle des großen Ganzen ein oder eher destruktiv ausschließlich zu meinem eigenen Vorteil? Oder wie ist mein Umgang mit (Sehn-)Sucht (Neptun)? Gelingt es mir, meine Sehnsucht nach Verschmelzung mit dem Göttlichen, mit dem Urkern, den wir alle in uns tragen auf eine bewußte spirituelle Ebene zu transformieren oder ertränke ich meine Gefühle in Alkohol oder entfliehe ich auf sonstige Weise der Realität des momentanen physischen Daseins?
Auch Saturn ist ein interessanter Planet, wenn es um ‚mitgebrachte Themen‘ geht. Wo sind Hürden zu überwinden, wo muß ich mich noch mehr auf die pure nüchterne Realität einlassen, auf das Mensch-Sein mit all seinen Freuden und – ja, auch – Beschränkungen? Nur, um ein paar Beispiele zu nennen.
Und natürlich sind ‚mitgebrachte Themen‘ ja nicht nur im persönlichen Bereich zu finden, sondern häufig auch in Beziehungen, sei es nun zwischen Eltern & Kindern, Beziehungspartnern oder sogar auch im Beruf. Da kann ein Horoskopvergleich äußerst aufschlussreich sein! Was nun nicht automatisch heißt, daß wir jedem Menschen, der uns angenehme oder unangenehme Themen spiegelt, in einem früheren Leben schon einmal begegnet sind. Möglich ist es, aber es kann auch einfach sein, daß wir über das Gesetz der Resonanz jemanden in unser Leben gezogen haben, der eben genau diesen Punkt berührt, wo wir uns vorgenommen hatten, wachsen zu wollen und uns hilft, die eher ‚unangenehmen Geschenke‘ auszupacken.
Und nun die gute Nachricht zum Schluß: Spannungsreiche Aspekte oder ‚karmische Hausaufgaben‘, wie wir es auch nennen wollen, können durch bewusstes, selbstverantwortliches Handeln transformiert werden! Vieles können wir selbst schaffen, für Manches brauchen wir vielleicht Hilfe, aber Stück um Stück werden wir freier, lebendiger und präsenter.
Live isn’t about waiting for the storm to pass,
It’s about learning to dance in the rain.